Prof. Dr. Lothar Wendt: Eiweißspeicherkrankheiten

Gesunde Ernährung ist heute mehr denn je ein Thema, denn sie trägt wesentlich zur Vorbeugung von Zivilisationskrankheiten bei. In den 1940er Jahren hat sich Dr. Prof. Lothar Wendt aus Frankfurt am Main (1907-1989) mit dem Eiweißstoffwechsel des menschlichen Körpers auseinandergesetzt und das Konzept der so genannten Eiweißspeicherkrankheiten aufgestellt, das er bis zu seinem Tod im Jahre 1989 zusammen mit seinem Sohn Thomas Wendt weiterentwickelt und durch kausale Beweisketten untermauert hat.

Auch Diagnose-, Therapie- und Präventionsansätze für die Eiweißspeicherkrankheit wurden veröffentlicht.

Für die Schulmedizin sind sowohl die Existenz von Eiweißspeichern im Körper als auch das Konzept der Eiweißspeicherkrankheiten nach Dr. Wendt irrelevant und daher gibt es beim Arzt auch keine Diagnose „Eiweißspeicherkrankheit“. Damit die medizinische Wissenschaft Krankheitsbilder anerkennt, braucht es explizite Probanden-Studien, die im Falle von Wendts Konzept jedoch nicht vorliegen. Die Eiweißspeicherkrankheiten werden daher vorwiegend in den Bereichen der Alternativ- und Pseudomedizin thematisiert.

Was genau ist Eiweiß?

Um das Konzept der Eiweißspeicherkrankheiten nach Lothar Wendt überhaupt nachvollziehen zu können, ist es wichtig, sich mit dem Begriff Eiweiß auseinanderzusetzen. Zwar ist Eiweiß jedem bekannt, aber eine spontane Umfrage auf der Straße würde schnell erkennen lassen, dass die meisten gar nicht genau wissen, was Eiweiß genau ist und welche Funktion es im menschlichen Körper hat.

Die Bezeichnung Eiweiß wird umgangssprachlich für Protein gebraucht. Proteine sind so genannte Makromoleküle, die sich aus Aminosäuren und Peptidbindungen zusammensetzen. Proteine finden sich in allen Zellen und das nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Tieren und Pflanzen. Proteine formen die Zellstruktur und erledigen wichtige Aufgaben im Zellorganismus. Im menschlichen Organismus machen Proteine auch den Hauptbestandteil von

  • Herz,
  • Muskeln,
  • Gehirn,
  • Haut und
  • Haaren

aus. Bei den Eiweißmolekülen sind die Aminosäuren genauer zu betrachten.

Zwanzig verschiedene Aminosäuren können in einem Protein vorkommen. Zwölf davon bildet der Körper selbst, acht kann er nicht selbstständig herstellen und muss dementsprechend Proteine aus der Nahrung aufnehmen, die diese Aminosäuren enthalten. Diese acht „essentiellen“ Aminosäuren sind: Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan und Valin.

Über die Nahrung nimmt der Mensch pflanzliches wie auch tierisches Eiweiß auf, das unterschiedliche Aminosäuren beinhaltet, also essentielle und solche, die der Körper selbst bilden kann. Heute kennt man die Aminosäuren-Zusammensetzung bzw. weiß, welche essentiellen Aminosäuren in welchen eiweißreichen Nahrungsmitteln enthalten sind. So lässt sich besser kontrollieren, welche Aminosäuren zugeführt werden.

Pflanzliches und tierisches Eiweiß sowie die Eiweißqualität

Eiweiß, das wir über die Nahrung aufnehmen, kann tierischer und pflanzlicher Natur sein. Nahrungsmittel, über die wir tierisches Eiweiß aufnehmen, sind beispielsweise

  • Milchprodukte,
  • Eier,
  • Fleisch,
  • Fisch.

Pflanzliches Eiweiß findet sich in Hülsenfrüchten und Getreide.

Besonders eiweißreichhaltig sind alle Arten von

  • Bohnen,
  • Nüssen und Samen,
  • Linsen,
  • Erbsen,
  • echter Buchweizen,
  • Hafer,
  • Weizen,
  • Roggen,
  • Dinkel,
  • Gerste,
  • Hirse,
  • Mais und Reis.

Die Ernährungswissenschaft unterscheidet Eiweiß nach seiner biologischen Wertigkeit und weniger nach der Herkunft. Dazu wird ermittelt, wie effektiv sich Nahrungsproteine in Körperproteine umwandeln lassen. Als Wertmaß werden 100 g Nahrungsprotein angesetzt.

Je mehr Gramm Körperproteine daraus gebildet werden können, umso höher liegt die Wertigkeit des Eiweißes. Ernährungswissenschaftler empfehlen hier eine ausgewogene Kombination von tierischen und pflanzlichen Eiweißen. Dabei sollten in Bezug auf pflanzliche Eiweiße unterschiedliche Nahrungsmittelquellen vereint werden, gerade wenn man sich vegetarisch oder vegan ernährt.

Eiweißbedarf des menschlichen Körpers

Laut Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. liegt der tägliche Eiweißbedarf von Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren bei 0,8 g Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht. Bei schwangeren und stillenden Frauen sowie Säuglingen und Kleinkindern ist der Eiweißbedarf höher. Einen weitaus größeren Bedarf haben oftmals Spitzensportler, weshalb die zusätzliche Zufuhr von Eiweißpräparten nicht selten ist.

Letztlich bestimmen genetische Voraussetzungen, Körperbau, Alter, Lebensgewohnheiten, psychische Belastungsfaktoren, körperliche Beanspruchung und Aktivität sowie die Eiweißqualität der Nahrungsmittel wie hoch der individuelle Eiweißbedarf ausfällt.

Die Ernährungswissenschaft legt dar, dass eine erhöhte tägliche Eiweißzufuhr, die deutlich über das Normalmaß hinausgeht, dauerhaft Nieren und Stoffwechsel belasten kann. In Deutschland liegt der tägliche Eiweißkonsum bei durchschnittlich 100 g pro Tag und Person. Bei einer Person mit 70 kg Körpergewicht wäre die empfohlene tägliche Eiweißmenge von 56 g damit schon fast verdoppelt.

Eiweißspeicherkrankheit(en) nach Dr. Wendt und ihre Entstehung

Für den Laien ist der komplexe teleologisch-analytische Forschungsansatz von Wendt ein Buch mit sieben Siegeln. Daher soll an dieser Stelle eine leichter verständliche Zusammenfassung erfolgen, die das Konzept verdeutlicht.

Nach diesem Konzept, das mit verschiedenen, so genannten Beweisketten belegt ist, entstehen Eiweißspeicherkrankheiten durch ein Zuviel an tierischem Nahrungseiweiß, das vom Körper nicht verarbeitet werden kann. Nach Wendt lagert sich das Eiweiß im Bindegewebe und an den Wänden der Blutgefäße ab. Die Basalmembran der Kapillargefäße verdickt und verhindert so die ordnungsgemäße „Durchsaftung“. Das bedeutet wiederum in Wendts Ansatz, dass auch Moleküle den Transportweg nicht mehr passieren können, wenn sie einen gewissen Durchmesser überschreiten.

Laut Wendt stellen die Kollagenfibrillen und Mucopolysaccharide der Grundsubstanz sowie die Kollagennetze der Kapillarbasalmembran den physiologischen Eiweißspeicher des Menschen dar (siehe Wendt, L., Wendt, Th.: Die essentielle Hypertonie der Überernährten. Verlag E. E. Koch, Frankfurt, 2. Aufl. 1978).

Die Überfüllung der Eiweißspeicher ist demnach für den wichtigen Transport von Nährstoffen über den Blutkreislauf im wahrsten Sinne des Wortes ein „verengendes“ Problem. Das kann nach Wendt die Entstehung zahlreicher schulmedizinischer Krankheitsbilder nach sich ziehen.

Die Eiweißspeicherkrankheit steht für eine generelle Überfüllung der von Wendt definierten Eiweißspeicher. Dadurch können wiederum verschiedene Erkrankungen hervorgerufen oder begünstigt werden. Zu diesen „Eiweißspeicherkrankheiten“ gehören: Diabetes Typ II, Bluthochdruck, Arthrose, Gicht, Rheuma, Arteriosklerose, diverse Erkrankungen von Nieren, Haut und Augen oder Autoimmunkrankheiten wie Morbus Bechterew oder Colitis ulterosa.

Wie der Körper Eiweiß nach der gängigen Theorie aufnimmt und verarbeitet

Über die Nahrung aufgenommenes Eiweiß wird im Darm in die einzelnen Aminosäuren aufgespalten. Durch die Schleimhautzellen des Darmes gelangen diese in das Pfortaderblut, das sie zunächst in Leber und Niere transportiert. Dort kann die Synthese zu körpereigenen Proteinen, darunter Strukturproteine wie Kollagen und Keratin (Haut und Haare), Muskelproteine, Transportproteine, und in Enzyme, Hämoglobin, Antikörper, Blutgerinnungsfaktoren und Hormone beginnen. Diese wertvollen Körperproteine und Bausteine gelangen dann in die gesamte Blutbahn und werden an die betreffenden Zellen geleitet. Die Aminosäuren, die für den Körper nicht von Bedeutung sind, werden abgebaut. Der enthaltene Stickstoff wird in Harnstoff umgewandelt, Kohlenstoffbausteine dienen u.a. dem Zuckerstoffwechsel.

Reduktion der Eiweißzufuhr nach der wissenschaftlichen Medizin und nach Dr. Wendt

In der Schulmedizin wird eine Reduktion der Eiweißzufuhr über Nahrungsmittel nur dann erforderlich, wenn die Umwandlung in Harnstoff oder aber die Ausscheidung von Harnstoff beeinträchtigt ist, z.B. bei Niereninsuffienz, Leberzirrhose.

Auch finden sich in der wissenschaftlichen Medizin Krankheitsbilder, bei welchen

der Körper entweder selbst unlösliche Eiweiße in großer Menge produziert (z.B. Amyloidose) oder Eiweiß unzureichend abbauen und ausscheiden kann. Daher lagern sich diese Proteine in oder zwischen den Zellen ab. Allerdings ist das Entstehen dieser seltenen Krankheiten völlig unabhängig von der Eiweißzufuhr über Nahrungsmittel und kann auch nicht durch Verzicht oder Reduktion verhindert oder geheilt werden.

Dr. Wendt hingegen geht von der These aus, dass sich durch den übermäßigen Verzehr von eiweißreichen Nahrungsmitteln mit tierischem Eiweiß, die von ihm definierten Eiweißspeicher füllen und somit den wichtigen Nähstofftransport in der Blutbahn beeinträchtigen, woraus diverse Krankheitsbilder in ihrer Entstehung begünstigt werden. Eiweißspeicher können nach seinem Konzept nur durch den konsequenten Verzicht auf tierisches Eiweiß sowie andere ergänzende Maßnahmen abgebaut werden. Die Vorbeugung sieht eine gezielte Reduktion der Zufuhr von tierischem Eiweiß vor.

Diagnostik des überfüllten Eiweißspeichers nach Wendt

Um herauszufinden, ob der Eiweißspeicher durch die Aufnahme von tierischem Eiweiß überfüllt ist, haben Dr. Wendt und sein Sohn folgende Diagnose-Ansätze formuliert:

  • Übergewicht in Apfelform – Taillenumfang: Männer > 94, Frauen >80, Taille-Hüft-Verhältnis: Männer > 1,0, Frauen > 0,85
  • Das Gesicht weist Lachwülste auf
  • Blutdruckwert diastolisch: > 90 mmHg
  • Nüchterninsulin: > 120 pmol/l
  • Hämatokrit (Anzahl roter Blutkörperchen im Blut): Männer > 45%, Frauen > 43%

Abbau des Eiweißspeichers & Prävention vor Überfüllung nach Dr. Wendt

Um den Eiweißspeicher zu leeren, sieht die kausale Therapie nach Wendt den Verzicht auf tierisches Eiweiß vor. Weiterhin werden Aderlässe und Rauchstopp empfohlen. Die Prävention sollte ab dem 20. Lebensjahr beginnen und zeigt sich mit drei Grundpfeilern: eine fleischfreie Mahlzeit am Tag, ein fleischfreier Tag in der Woche und ein fleischfreier Monat im Jahr. Männer sollten zusätzlich viermal im Jahr Blut spenden.

Text von: Erklärung Eiweißspeicherkrankheiten auf Das-Land-Hilft.de